Eine unfreiwillige Auszeit – Und was ich daraus gelernt habe
Ein leises „Klick“ – Das war der Anfang einer unfreiwilligen Auszeit, die ich diesen Sommer nehmen musste. Das Klicken war meine Sicherung, die sich beim Klettern in etwa 8 Metern Höhe aus ungeklärter Ursache gelöst hatte. Die Folge: eine sehr unsanfte Landung, ein gebrochenes Fersenbein und zwei gebrochene Wirbel.
Der Wirbelbruch stellte sich gottlob als stabil heraus, also keine Gefahr, dass meine Beweglichkeit dauerhaft eingeschränkt sein würde. Trotzdem war ich wegen der gebrochenen Ferse, die konsequent hochgelagert werden musste, drei Wochen lang fest ans Bett gefesselt.
Meine erste Reaktion: Verdrängung. Klar, ich hatte mir ein bisschen weh getan, aber so ein paar gebrochene Knochen – Das ist doch nichts. Der Kopf funktioniert ja noch prima – kein Grund, Pause zu machen. Bereis 24 Stunden nach dem Unfall hatte ich Laptop und iPad am Krankenhausbett. Mit dem Laptop auf dem Bauch konnte ich auch liegend prima weiter arbeiten.
Es dauerte ein paar Tage, bis ich mir selbst eingestand, dass es Kraft und Energie kostet, Knochen heilen zu lassen. Dass es nicht möglich ist, mit einer solchen Verletzung ganz normal von 9 – 15 Uhr zu arbeiten – Auch, wenn ich doch „sonst nix zu tun hatte“.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an all meine Kunden, die in dieser Zeit so verständnisvoll reagiert haben. Ich habe so viele tolle Gespräche geführt, bekam so viel positive Rückmeldung und mentale Unterstützung. Danke dafür!
Irgendwann habe ich mir im Krankenhaus erlaubt, auch mal nicht zu arbeiten. Zu lesen, Musik zu hören oder wirklich einfach auch mal nichts zu tun. Und die Tatsache, wie schwer mir das Anfangs gefallen ist hat mir gezeigt, dass ich mir das in den letzten Monaten viel zu selten erlaubt habe. Meine Work-Life-Balance war total aus dem Ruder geraten, das wurde mir sehr deutlich bewusst.
Der Unfall zwei Tage vor meinem Geburtstag war offensichtlich eine Art „Notbremse“ – Ein deutlicher Hinweis, dass es Zeit ist, es etwas langsamer anzugehen.
Nun, warum mache ich das heute zum Thema dieses Blogs? Ehrlich gesagt, ich habe eine Weile überlegt, ob ich dieses doch recht persönliche Thema wirklich veröffentlichen soll. Ich habe mich gefragt, ob man als Unternehmerin eigene „Schwächen“ so persönlich thematisieren darf?
Der Grund, warum ich es jetzt doch tue: Ich glaube, dass es vielen Selbstständigen und Unternehmern, die Ihren Beruf sehr lieben, so geht wie mir: Man empfindet das „Arbeiten“ gar nicht so sehr als Arbeit – was dazu führt, dass die Grenze zwischen Job und Freizeit verschwimmt und die richtige Balance verloren geht.
Vielleicht können meine Erfahrungen dazu beitragen, dass Sie Ihre Work-Life-Balance überdenken, bevor das Universum Ihnen einen so schmerzhaften Denkanstoß verpasst wie mir 😉
Was ich für mich aus dem Unfall mitgenommen habe:
- Vor dem Unfall habe ich sehr oft am Wochenende und nahezu jeden Abend bis spät in die Nacht gearbeitet. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass dadurch eigentlich kaum noch Zeit für echte Erholung blieb. Auch wenn ich wirklich viel Spaß an meiner Arbeit habe: Ich halte mich jetzt konsequent an feste Bürozeiten.
- Neben dem Klettern, in der Regel alle 14 Tage am Wochenende, habe ich mir kaum Zeit für Sport genommen. Ich dachte, ich hätte dafür einfach keine Zeit. Nach dem Unfall musste ich eine Menge Arzt- und Physiotherapietermine mit meinen Arbeitszeiten koordinieren. Dabei ist mir klar geworden, dass „keine Zeit“ keine Ausrede ist. Es ist eher eine Frage der Prioritäten. Seit Mitte Oktober gehe ich jeden zweiten Tag morgens erst einmal eine Stunde ins Fitness-Studio oder zum Schwimmen, bevor ich ins Büro gehe.
- Als allein erziehende Mutter bin ich eigentlich konstant irgendwie „im Einsatz“: Im Büro als Unternehmerin oder zuhause als Mutter. Bitte nicht falsch verstehen: Ich liebe beide Rollen sehr. Ich gehe in meiner Arbeit völlig auf und ich bin sehr, sehr gerne Mutter meines wundervollen Sohnes. Aber „Zeit für mich“ ist dabei ein ausgesprochen seltenes Gut. Daher gönne ich mir jetzt alle 14 Tage einen echten „Frei“-Tag. Wenn der Kleine in der Schule ist, nehme ich mir Zeit für mich: Ein Friseurbesuch, Sauna, in Ruhe shoppen gehen … Und ich merke, wie mir diese kleinen Urlaubs-Inseln neue Energie geben.
Mein Tipp: Wenn Sie selbst gerade in einem Hamsterrad aus Terminen und Verpflichtungen stecken, nehmen Sie sich einmal 24 Stunden komplett frei. Und nutzen Sie diese Auszeit um darüber nachzudenken, wie Sie für sich kleine Ruheinseln schaffen können.
Denn ohne diese kleinen Auszeiten wird es immer schwieriger, konzentriert und fokussiert zu arbeiten. Und man merkt das nicht einmal selbst, wenn man mitten drin steckt: Reagieren statt agieren – Es fehlt die Zeit, sich auch über die Weiterentwicklung des eigenen Business Gedanken zu machen. Mal ganz davon abgesehen dass zu wenig Ruhepausen auch irgendwann in einen Burn-Out führen können.
Wie sind Ihre Erfahrungen zum Thema Work-Life-Balance? Sind Sie mit sich im Reinen? Oder stecken Sie selbst auch in einem Hamsterrad? Vielleicht mögen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mitteilen? Ich würde mich sehr darüber freuen.