Hass ist niemals eine Lösung …
Zuletzt aktualisiert am 16. September 2019 um 08:40 Uhr
Ich kann diese Woche keinen WordPress-Beitrag veröffentlichen. Zu sehr bewegen mich die Ereignisse in Paris.
Aber noch viel mehr als das, was in Paris passiert ist schockiert mich die Reaktion auf diese Ereignisse in den sozialen Medien.
Als ich am Samstag Morgen mein Facebook-Account geöffnet habe sprangen mir neben zahlreichen Solidaritätsbekundungen auch eine ganze Menge Postings entgegen die diese Ereignisse zum Anlass nahmen, Willkommenskultur und Menschlichkeit gegenüber den Flüchtlingen in unserem Land in Frage zu stellen.
Ich kann es nicht anders ausdrücken – Ich bin davon schlichtweg angeekelt.
Letzte Woche wurde ich bezichtigt „naiv“ zu sein weil ich mich für Menschlichkeit einsetze gegenüber den Menschen, die vor Krieg, Angst und ja, auch vor bitterer Armut, aus Ihrer Heimat flüchten müssen. Ich musste mir sogar anhören, die „Umerziehung“ habe bei mir hervorragend funktioniert weil ich so „blauäugig“ akzeptiere das „Satan dieses Land regiert“.
Mich macht das sprachlos. Und ich kann es nicht verstehen.
Woher kommt dieser Hass? Woher die Angst vor den Menschen, die alles aufgeben mussten, die ihre Heimat verlassen haben in der Hoffnung, anderswo wieder ein Stück Frieden und Sicherheit zu finden.
Ich will ganz ehrlich sein: Auch mich beunruhigen die Ereignisse dieses Jahres sehr. Ich bin Mutter, ich mache mir große Sorgen um die Zukunft in der mein Sohn einmal aufwachsen wird.
Aber mir machen nicht die Flüchtlinge Angst. Mir machen die Menschen Angst, die mittlerweile offen Hasskommentare posten. Die rechte Propaganda als „Besorgnis“ verkleiden und die Falschmeldungen in sozialen Medien ungeprüft und ungefiltert teilen und damit weiter Hass und Abneigung schüren.
Gewalt erzeugt immer Gegengewalt.
Wenn Flüchtlinge auf der Straße beschimpft werden, wenn Menschen, die aus größter Not geflohen sind dafür dafür verurteilt werden dass Sie nicht auf den Knien rutschen vor Dankbarkeit weil sie in einem Zelt auf Pappkartons schlafen dürfen – Dann kann ich gut verstehen wenn diese Menschen sich vermutlich irgendwann einmal wehren. Und dann haben es natürlich wieder alle gewusst … Und nach den Ursachen fragt niemand.
Ich oute mich als „Gutmensch“: Wir brauchen Menschlichkeit in diesem Land.
In ein paar Wochen feiern wir Weihnachten. Ein christliche Fest. Ein Fest, das von besorgten Bürgern mit Zähnen und Klauen verteidigt wird, die Angst vor einer „Islamisierung des Abendlandes haben“.
Was genau feiern wir nochmal an Weihnachten? Außer Konsum, Kommerz und Geschenken?
Ach ja, den Geburtstag eines Mannes, der Menschlichkeit und Nächstenliebe gepredigt hat. Der auch Sünder, Söldner und Huren in seinem Haus willkommen geheißen hat weil er fest davon überzeugt war, dass man Menschen durch Liebe und Verständnis auf den richtigen Weg bringen kann, nicht durch Hass und Ausgrenzung. Der für diese Überzeugung schlussendlich sogar gestorben ist.
Dieser Mann gibt der Religion den Namen die besorgte Bürger in unserem Land jetzt so hartnäckig verteidigen wollen. Die im Namen des Christentums seine Werte mit Füßen treten.
Ich möchte an dieser Stelle eines klar stellen: Ich habe absolut Verständnis dafür, wenn jemand ernsthaft besorgt ist.
Wenn Fragen gestellt werden wie wir mit dieser Situation in diesem Land umgehen sollen, wenn Menschen unsicher sind ob eine Integration von so vielen Flüchtlingen in Deutschland gelingen kann dann ist das absolut legitim. Ich bin nicht dafür, diese Fragen im Keim zu ersticken oder als unzulässig zu deklarieren. Diese Fragen stelle ich mir auch, das will ich überhaupt nicht leugnen.
Aber wenn diese Besorgnis mit Verallgemeinerungen ergänzt wird, wenn die Sorge begründet wird mit „die vergewaltigen unsere Mädchen“, „die vermüllen die Innenstädte“, „die haben doch Handies, die haben unsere Hilfe doch gar nicht nötig“, dann ist das nicht Besorgnis, sondern rechte Propaganda.
Schwarze Schafe gibt es überall – aber das ist keine Frage von Hautfarbe, Religion oder Herkunftsland. Schwarze Schafe gibt es unter den Flüchtlingen genauso wie unter denen, die schon seit Generationen in diesem Land leben.
Ja, es wird nicht leicht werden, mit er aktuellen Situation umzugehen. Aber solange es mir gut geht, solange unterstütze ich lieber Menschlichkeit und Nächstenliebe. Solange helfe ich lieber, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.
Das liegt mir näher als aufgrund von Vermutungen, Verleumdungen, manipulierten Fotos und Berichten alle Menschen über einen Kamm zu scheren, die auf der Flucht vor Krieg und Verzweiflung in unser Land kommen.
Wer ähnlich denkt wie ich, der kann zum Beispiel hier helfen:
Podcaster helfen Flüchtlingen
Ein Hinweis zum Abschluss: Es liegt mir normalerweise sehr fern, Kommentare zu zensieren oder zu löschen. Aber ich werde hier keine Hetze und keinen Hass zulassen und mir daher vorbehalten, Kommentare zu löschen oder gar nicht erst zu veröffentlichen.
Bildquelle:
Wird nachgereicht, sobald ich den Urheber ausfindig gemacht habe.